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Der Kiteloop. Do or Don´t !!!

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Der Kiteloop ist voll angesagt, keine Frage. Nicht zu unrecht flößt dieses radikale Manöver fast jedem Kitesurfer jede Menge Respekt ein. Denn bei einem Kiteloop entstehen gigantische Kräfte in einem rasend schnellen Kite, der genau das macht, was man sonst tunlichst vermeiden sollte! Dabei ist es doch wirklich verwunderlich, daß es fast 4 Jahre gebraucht hat, bis der Kite nicht nur als reines Triebwerk am Himmel fungiert, sondern einen aktiven Part im Style des Kitesurfens einnimmt.

Klick-fuer-größeres-Bild Der Kiteloop spiegelt ganz deutlich die Charakteristik des Kitesurfens wieder. Wer mit Vernunft, technischem Verständnis und Respekt an die Sache ran geht, der wird schnell ohne großartige Blessuren gefallen am Kiteloop finden und merken, daß dieses Manöver mehr ist, als nur Augen zu und durch.

Denn der Kiteloop erfordert weniger Mut, sondern vielmehr fahrtechnisches Können. Kommentare wie; "ich hab es versucht, aber die Nummer ist mir zu heftig" kann man immer wieder am Strand hören. Dabei muß man sich nicht wundern, wenn man gleich beim ersten mal mit einem ordentlich angepowerten Kite und ohne Vorkenntnisse den Kiteloop einfach nur mal so durchzieht.

Viele haben "nur" die radikalste Form des Kiteloops vor Augen, bei der der Kiter über den Kite geschleudert wird. Wer sich einbildet so was ohne Technik gleich bei ersten mal zu zelebrieren ohne dabei ein hohes Risiko einzugehen, der wird schnell eines besseren gelehrt. Die Realität sieht anders aus. Kites fliegen nicht mal 180 Grad und krachen voll auf Wasser, Kiter klagen über Prellungen und nicht selten ist das geliebte hightech Board nur noch Müsli.

Und das alles, weil es mal wieder "uncool" ist, sich vernünftig mit dem Manöver aus einander zu setzen, Schritt für Schritt den Kiteloop zu verstehen und Spaß daran zu haben. Denn es gibt viele Arten des Kiteloops, die lange nicht so heftig sind, wie das imaginäre Vorbild, was ich bis jetzt noch nie live gesehen habe. Ich persönlich empfinde den Kiteloop in seiner radikalsten Form gar nicht für so erstrebenswert, weil er immer ein hohes Risiko beinhalten wird. Anders sieht es mit Kiteloops aus, die man im richtigen Moment in klassische Moves und Sprünge integriert oder als Zugabe an Tricks hinten dran hängt, ohne dabei Kopf und Kragen zu riskieren.

Im Folgenden möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Kiteloop an "Lernwillige" weiter geben. Ich habe dabei weniger den Anspruch, euch gleich den perfekten Kiteloop zu präsentieren, von dem ich selber noch weit entfernt bin. Sondern ich möchte versuchen auf Tricks und Kniffe einzugehen und euch schmerzhafte Fehler zu ersparen!

Vorab sei erwähnt, daß bevor man mit Übungen zum Kiteloop beginnt, unbedingt alle nötigen Sicherheitsregeln beachtet werden müssen! Kitesurfing Kiel oder meine Person übernimmt kein Haftung !

1. Das Material muß in einem perfekten Zustand sein. Angescheuerte Tampen und Leinen müssen ausgetauscht werden. Das Trapez muß 100% sitzen. Bei Hüfttrapezen besteht immer die Gefahr der Rippenfraktur, der Brustkorbprellung oder eines Bauchtraumas. Da bei einem fehlerhaften Kiteloop der Einschlag hart und der Zug des Kites extrem hoch wird, kann ich ein Sitztrapez mit perfekten und stabilem Sitz für dieses Manöver nur dringend empfehlen! Helm und Aufprallweste können natürlich nicht schaden, schützen aber bei grober Verletzung der Sicherheitsregeln auch nur bedingt vor schweren Konsequenzen! Die beste Sicherheit ist immer noch die aktive Sicherheit. Sprich, wer sich den Bedingungen entsprechend verhält, sein persönliches Können nicht überschreitet und mit Vernunft an die Sache herangeht, der geht ein vertretbares und kalkulierbares Risiko ein und wird auch am Kiteloop Spaß haben. Dies gilt übrigens für fast alle Disziplinen beim Kitesurfen!

2. Wetter, Wind und der Spot sollten perfekte Bedingungen bieten. Übungen zum Kiteloop nur in tiefen Gewässern und mit einem hohen Sicherheitsabstand zur Küste, zu anderen Kitesurfern, Windsurfern, Booten oder sonstigen Hindernissen machen. Niemals Kiteloops am Ufer oder auf dem Strand ausprobieren!

3. Der Kite sollte besonders am Anfang immer eine Nummer kleiner gewählt werden. Am besten eignet sich ein schneller Intermediate. Kites unter 12 m2 und Windstärken über 5 Bf. sind nur was für Könner, die den Kiteloop bereits drauf haben!

4. Einen Kiteloop sollten nur fortgeschrittene Kitesurfer ausprobieren, die alle gängigen Manöver bereits perfekt beherrschen und 100% Vertrauen in ihren Kite und ihr Fahrkönnen haben. Wer Kiteloops während eines Sprungs machen möchte, sollte so gut "Fliegen" können, daß er einfache und hohe Sprünge fast immer sauber steht und während des Springens aktiv Einfluß auf Flugdauer und Flugkurs nehmen kann. Wer noch "blind" fliegt, sollte das Manöver Kiteloop erstmal von der Trainingsliste streichen.

Erste Schritte:

Um den Bewegungsablauf überhaupt zu verstehen und ein Feeling für den kreisenden Kite zu bekommen, der sollte seine ersten Loops im Wasser via Bodydrag machen. Am besten mit einem 14ner oder 12er Kite bei 3-4 Bf. Wichtig ist, daß man bereits jetzt anfängt den Kite vorne und hinten rum durch zu loopen. Bereits jetzt kann man einen entscheidenden Schritt zum erfolgreichen Kiteloop gezielt üben. Gerade in der Initialphase des Kiteloops muß man den Kite voll powern und mit maximalem Lenkimpuls in den Sturzflug zwingen. Der Kite streckt sich dadurch, wird langsamer und fängt an sich auf der Stelle zu drehen, ohne dabei viel Power zu entwickeln. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt! Je schneller der Kite dreht, desto einfacher und druckloser wird es! Viele Kites reagieren auf ein Überpowern mit einem Anströmungsverlust, was man beim Kiteloop ganz gezielt einsetzen kann!

Surface Kiteloop:

Jetzt kommt das Brett ins Spiel. Am besten der Wind reicht so gerade aus, um den Kite zu stellen. Höhelaufen ist jetzt mal Nebensache. Entscheidend bei dieser Übung ist es, die Power des Kites durch das Abfallen nach Lee zu vernichten. Du wirst schnell merken, daß der Loop überhaupt kein Thema ist, solange man keinen Widerstand mit dem Board bietet. Einfach aufrecht das Board nach Lee laufen lassen und dabei den Kite powern und in die gewünschte Richtung lenken. Dabei niemals mit dem Lenkimpuls aufhören, bevor der Kite nicht durch den Scheitelpunkt geflogen ist! Reicht die Drehung nur 180 Grad reagiert die Steuerung seitenverkehrt! Sowas passiert gerne bei Stürzen! Sobald man also das Gefühl hat der Kite reagiert irgendwie nicht mehr so wie er soll, die Bar einfach los lassen! Der Kite verharrt meist in der Position und die Bar entdreht sich fast immer von selbst in die richtige Richtung! Der häufigste Fehler mit bösem Ausgang beim Kitesurfen ist immer ein krampfhaftes Festhalten und Zerren an der Bar. Der Kite wird so fast immer voll gepowert und ein Kitemare jagt das nächste! Also Bar los lassen, da ist gar nix dabei, voraus gesetzt man ist sicher am Trapez eingehängt und verwendet eine Kitesafety!

Kiteloop Jibe:

Ein Manöver was es schon lange gibt, nur leider in Vergessenheit geraten ist. Man fährt eine Halse mit viel Speed nach Lee into Switch. Dabei kann man mit dem Kite sehr elegant die Richtung wechseln, indem man den Kite nach untern 180 Grad durchloopt. Das geht schneller und sieht sehr stylisch aus, weil der halbe Kiteloop im entscheidenden Moment noch mal so richtig Schub bringt. Allerdings ist hier der seitenverkehrte Bardreher ein häufiger Fehler. Am besten unmittelbar nach der 180 Grad Drehung die Bar zurück drehen, bevor der Kite auf neuem Kurs wieder Vollgas gibt.

Joined Kiteloop:

Wer das Loopen des Kites nach Lee beherrscht, der kann jetzt diese neue Fähigkeit mit vorhandenen Manövern kombinieren. Und das macht nicht nur richtig Spaß, sondern ist auch nett anzuschauen. Um dem gesprungenen Kiteloop etwas näher zu kommen, sollte man üben Sprünge nach Lee zu machen. D.h. weniger hoch sondern vielmehr weit. Dadurch bekommt man sehr viel Speed, besonders bei der Landung. Aber genau das ist es, was man für einen entspannten Kiteloop braucht. Also Sprung, im Flug nach Lee steuern, Vorwind landen, dabei aufrecht über dem Board stehen, keine Rückenlage, Brett einfach laufen lassen, den Kite powern, Loop einleiten, Steuerimpuls halten, den Kite durchloopen und erst wieder Kante geben, wenn der Loop fertig ist! Wie gesagt, immer darauf achten, daß man sehr viel freies Feld nach Lee hat!

Loop vorne oder hinten durch?

Es gibt zwei Variationen den Kite zu loopen. Mit und gegen die Fahrtrichtung. Vorne herum ist beim Joined Kiteloop und bei der Kiteloop Jibe zunächst einfacher. Der Kite befindet sich meist nach der Landung etwas auf abwärts Kurs, der Rest ist also eigentlich kein Ding mehr. Der Kiteloop hinten herum ist hingegen bei gesprungenen Kiteloops und Kiteloops mit Rotation oder Transitions besser geeignet. Dazu später mehr!

Klick-fuer-größeres-Bild Chicken Kiteloop:

Jetzt geht's es langsam ans Eingemachte! Der Chicken Kiteloop wird bereits in der Luft eingeleitet. Meist kommt man genau dann runter wenn der Kite 180 Grad absolviert hat und gerade voll durch die Powerzone rockt. Nur wer jetzt die Vollgaslandung nach Lee beherrscht und den Loop gnadenlos durchzieht, wird den Kiteloop elegant vollenden. Also, Absprung auf Halbwindkurs am besten über eine kleine Welle, dann Kite im Flug in den Zenit fliegen. Wer will und bereits im Kiteloopen fortgeschritten ist, kann die Flugzeit im Zenit auch gut für eine kleinen Grab oder Onefoot nutzen. Erst im Sinkflug den Kite beim Frontkiteloop auf Vorwindkurs fliegen und genau in dem Moment, wo man mehr fällt als am Kite hängt den Kite voll powern und den Kite in den Sturzflug lenken bzw. loopen. Entweder man fährt den Loop nach der Landung auf Vorwindkurs voll aus oder dreht auf switch und landet im Sinne einer geflogenen Kiteloop Jibe. Anders beim Backkiteloop, hier fliegt man den Kite nach einer kleinen Pause im Zenit und Flugphase direkt weiter in den Kiteloop. Aber Vorsicht! Das geht dann schon so langsam in richtig "hardcore" Kiteloop, weil der Loop sehr früh eingeleitet wird!

Viele Kiteloop Anfänger steigen ohne jegliche Erfahrung genau an diesem Punkt in das Manöver ein. Folgende Fehler kann man dabei immer wieder beobachten (hab ich selber auch hinter mir)! Absprung nach Luv, meist zu zaghaft mit viel zu wenig Höhe. Dabei wird der Kiteloop wahllos einfach eingeleitet. Der Kite ist fast immer voll depowert, meist sogar noch zusätzlich über den Adjuster. Der Kite geht nur langsam in den Sturzflug, nutzt dabei seinen vollen Radius und beschleunigt extrem. Oft fliegt der Kite gar nicht unten durch, sondern kracht voll auf die Fronttube. Durch wenig Absprunggeschwindigkeit nach Lee entstehen dabei auch bei wenig Wind sehr hohe Kräfte. Zusätzlich neigt man als unerfahrener "Kitelooper" oft auch noch zur Körperrücklage oder man streckt sogar die Beine durch und landet mit vollem Kantengriff. Wer die Beschleunigung nach Lee nicht aktiv geübt hat, versucht instinktiv dem Kite nicht hinter her zu fliegen, sondern Widerstand zu leisten. Das kann fatale Folgen haben und ist der größte Fehler beim Kiteloop! Solange man mit dem Wind fliegt, in Köpervorlage landet und den Kiteloop zur Not auf dem Bauch via Bodydrag durchzieht, kann einem nicht viel passieren. Vorausgesetzt man hat Regel Nr.1 eingehalten! Viel Platz in Lee!

Kiteloop Transition oder Backflip:

Eine Kombination, die sich einfach anbietet. Da man bei Transitions den Kite meist eh sehr tief runter ins Windfenster fliegt, kann man den Kite auch gleich durchloopen. Das ungeliebte "Verhungern" nach Transitions wird durch die Power des Kiteloops fast immer kompensiert. Da man bei Transitions den Kite zwangsläufig extrem ins Windfenster fliegt, ist die Power des Kiteloops nicht ganz so hoch, ja sogar willkommen um flüssig weiter fahren zu können. Hier bietet sich der Backkiteloop an. Allerdings ist es ungewohnt einen starken und dauerhaften Lenkimpuls mit der hinteren Hand zu geben. Aber auch hier gilt es, den Kiteloop immer schön durch zu ziehen und niemals abzubrechen! Das schöne daran ist, daß nach gestandenem Backkiteloop die Leinen nicht mehr verdreht sind. Backflip mit Frontkiteloop ist da schon eine Nummer heftiger, weil der Kite entgegen der Richtung der Transition fliegt und dadurch viel heftiger in die Powerzone kommt. Trotzdem ein schönes Ding, wenn man eine schöne Loaded Landung nach Lee beherrscht!

Der echte Kiteloop!

Bei allen Kiteloops gilt! Je früher ich den Kiteloop einleite, je größer der Flugradius des Kites, je niedriger ich springe, und je weniger ich nach Lee fliege oder fahre, desto heftiger wird der Kiteloop!

Wer die oben genannten Kiteloops beherrscht, braucht jetzt nur noch den Mut einen Backkiteloop unmittelbar bei maximaler Sprunghöhe nach hinten unten voll durchzuziehen, den Radius maximal auszuweiten und den Schleudereffekt auszunutzen, um höher als der Kite zu kommen. Was zugegeben auch von meiner Seite aus reine Theorie ist und vorerst auch bleiben wird!

Ich habe selber bis jetzt nur vereinzelt den Kite vollständig in der Luft geloopt. Und dann auch immer nur bei relativ hohen einfachen Sprüngen, mit sicherer Flugphase und auch nur im oberen Drittel der Flughöhe des Kites. Sowas geht am besten mit kleineren Kites bei relativ viel Wind. Denn mit 8-12 m2 kann man den Loop in Sekundenschnelle durchziehen, ohne dabei Gefahr zu laufen in die Landephase zu geraten. Ich muß jedoch eingestehen, daß es wirklich ein sehr unheimliches Gefühl ist in mehreren Metern Höhe an einem Kite zu hängen und den dann voll durch zu reißen. Auch wenn sich das ganze mehr oder weniger im Zenit abspielt! Es geht, aber Spaß macht es mir persönlich nur wenig, weil das Risiko wirklich mal höher als der Kite geschleudert zu werden und dann voll einzuschlagen relativ hoch ist. Ob man so was unbedingt machen muß, sollte jeder für sich entscheiden!

Ich hoffe ich habe euch mit dieser doch recht ausführlichen Fahrtechnik-Beschreibung einen persönlichen Einblick in das Kiteloopen geben, auch wenn der klassische hardcore Kiteloop nur theoretisch abhandelt wurde ;-) Ich habe mir deshalb soviel Mühe gegeben, weil meiner Meinung nach der Kiteloop keinesweg ein ultra radikale Manöver darstellt, solange man die entschärften Versionen mit Vernunft, Respekt und ausreichendem Fahrkönnen angeht. Leider wird es auch in Zukunft immer Kitesurfer geben, die der Meinung sind, der Kiteloop sei angeboren und funktioniert beim ersten mal. Natürlich kann man den Kiteloop auch auf die harte Tour erlernen. Nur wer sich schon unnötig in Gefahr begibt sollte dies bitte nicht auf Kosten Dritter machen und sein Material und seine Knochen irgendwo in Lee auf freier Fläche riskieren!

Für alle anderen, die Interesse am Kiteloop haben und dieses Manöver als Ergänzung zum persönlichen Style sehen, hoffe ich, daß sie den ein oder anderen Tip gebrauchen können und die eine oder andere schmerzhafte Erfahrung, die ich machen mußte, auslassen. Der Kiteloop ist mehr als nur ein hardcore Sprung, der nur wagemutigen Draufgängern vorbehalten bleibt! Der Kiteloop muß nicht zwangsläufig weh tun, sondern kann sehr viel Spaß machen!

olli

Für weitere Tips zum Thema Kiteloop bin ich natürlich immer dankbar!

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